Nachruf auf Konsulent OSR Hermann Holzner |
||
anlässlich des Hl. Requiems am 09. November 2011 in der Pfarrkirche Ansfelden |
||
von Erich Haudum |
||
Geschätzte Trauergemeinde, liebe Familie Holzner, als Chorsprecher des Anton Bruckner Kirchenchors und als Vorstandsmitglied des Brucknerbunds Ansfelden darf ich einige Gedanken zur heutigen Verabschiedung von Hermann Holzner formulieren: Einer Persönlichkeit, die wie keine Zweite das schulische und kulturelle Bild der Stadtgemeinde Ansfelden im allgemeinen und die kirchenmusikalische Ausprägung der Pfarre Ansfelden im speziellen ganz maßgeblich über Jahrzehnte mitgestaltet und geprägt hat: nämlich als Lehrer und Direktor der Volksschule Ansfelden, als Musiker, als Obmann des Brucknerbunds– und vor allem als Chorleiter und Organist. Als Organist hat er – so wie schon seine Mutter Helene Holzner als Festtagsorganistin - seit 1959 seinen stets engagierten Dienst in der Pfarre Ansfelden geleistet. Dieser Tag stimmt uns umso trauriger, da wir eben erst im April Abschied nehmen mussten von seinem Bruder, Alfred Holzner, der ebenfalls viele Jahre Mitglied und Sänger im Kirchenchor der Pfarre war. Hermann Holzner hat sich für den Kirchenchor der Pfarre Ansfelden seit seinem 18. Lebensjahr engagiert. Bereits 1947 hat er schon beim Jugendchor – dem Vorläufer des heutigen Kirchenchors – mitgesungen und schließlich – wohlgemerkt als 21jähriger (!) - ab 1950 die Chorleiterfunktion übernommen. Er war nach der Gründung des Kirchenchors im Jahr 1946 und den Chorleitern Fritz Burri und Cornelius Mayr somit der 3. Chorleiter unseres Ansfeldner Kirchenchores. Mit diesen 37 Jahren, also 1950 – 1987, ist er bis dato – in der nun 65jährigen Geschichte des Anton Bruckner Kirchenchors - der mit Abstand längstdienendste Chorleiter von allen. Hermann Holzner war ein durch und durch musikalischer Mensch. Erstaunlich ist daher, dass er vergleichweise spät, nämlich erst mit 17 Jahren zum Klavierspiel kam, als seine Mutter das Klavier des Großvaters erhielt. Autodidaktisch, aber auch an der Lehrerbildungsanstalt Linz lernte er schließlich Klavier und Orgel spielen. Das ureigenste Instrument des Menschen ist die Stimme – in diesem Sinne sang Hermann Holzner schon während seiner Studienjahre im „Brucknerchor“ mit, wirkte als Lehrer bei den Kirchenchören von St. Marien, Kematen und Ansfelden mit. Schließlich wechselte er eben vom Chorsänger zum Chorleiter, nicht ohne eine Reihe von Chorleiterkursen besucht zu haben. Der Schwerpunkt in der Zeit Hermann Holzners als Chorleiter lag eindeutig bei der Kirchenmusik. Ein für heutige Verhältnisse unvorstellbares Arbeitspensum war, dass der Kirchenchor in den 1950er bis weit in die 1980er Jahre hinein nicht nur zu den hohen Feiertagen gesungen hat – also so wie auch heute noch zu Ostern, Pfingsten, Fronleichnam, Maria Empfängnis und am Christtag, sondern auch - zu Christi Himmelfahrt, zu Maria Himmelfahrt, - zu Allerheiligen - zu Weihnachten, nämlich Mette UND Feiertag - Neujahr und Dreikönig ja sogar - häufig Beerdigungen, - Frühmessen, im Advent täglich um 6 Uhr früh Roraten in lateinischer Sprache - daneben mehrere Adventsingen - oder bei allen Maiandachten, ja sogar bei vielen Abendandachten. Dies alles unter der Chorleitung von Hermann Holzner. D.h. die Zahl der Aufführungen im Vergleich zu heute war beträchtlich und verlangte umfangreiche Probenarbeit. Unter seiner Leitung wurden u.a. Messen wie die „Kleine Orgelsolomesse“ von Joseph Haydn oder die „Kleine Festmesse“ von Anton Bruckner, die „Windhager Messe“ und die „Kronstorfer Messe“ aufgeführt. Erlauben Sie mir diese „Überschlagsrechnung“: Geht man davon aus, dass der Chor mehr als 20 „Ausrückungen“ könnte man sagen, per anno hatte, so kommt man in der 37jährigen Chorleiter-Tätigkeit von Hermann Holzner zu einer unglaublichen Zahl von weit über 700 Einsätzen – weltliche Konzerte Feiern, etwa das Singspiel „Waldvögelein“ von G. Mielke (übrigens mehrmals aufgeführt!) eine Gemeindewappenverleihung usw. – geschweige denn die vielen, vielen Proben – sind da noch gar nicht mitgerechnet!!! Idealismus und Aufopferung hat ihn in seiner Tätigkeit als Chorleiter ausgezeichnet. Anders kann es nicht sein, wenn jemand mit dem Fahrrad von St. Marien und Kematen zu den Proben nach Ansfelden fährt. Hermann Holzner war dieser Idealist, der zu „seinem“ Ansfeldner Kirchenchor auch im Winter bei eisigen Temperaturen radelte - bei denen übrigens auch die Proben in der ungeheizten Pfarrkirche stattfanden. Gestern, bei unserer dienstäglichen Chorprobe – derzeit aufgrund des Umbaus im Haus der Freiwilligen Feuerwehr Ansfelden -, haben wir eine Gedenkminute abgehalten und dabei erzählten ein paar der längstdienenden Chormitglieder einige Begebenheiten: Erwin Kaltenberger etwa erzählte, dass er es in den ersten Jahren, in denen er beim Chor war, immer erstaunlich fand, dass Hermann mit Sack und Pack, Mantel, Notenständer usw. in die Kirche und hinauf zur Orgel ging – und dabei auch eine noch Bananenschachtel trug. In der Bananenschachtel befanden sich die Chornoten. Man muss wissen, dass es damals noch üblich war, die Noten nach jeder Chorprobe abzusammeln – und diese wurden erst vor der Probe bzw. Aufführung wieder ausgeteilt. Und so kam es, dass Erwin ihm eines Tages anbot, doch die Last mit den Noten in der Bananenschachtel abzunehmen. Seitdem trägt Erwin Kaltenberger nicht nur die Bananenschachteln, die durch eine Plastikkiste ersetzt wurde, sondern als Archivar auch die Verantwortung für unseren Notenbestand. Zum Thema Noten erwähnenswert dabei ist außerdem noch, dass Hermann Holzner zur damaligen Zeit viele Stimmen handschriftlich herstellen musste, da keine gedruckten vorhanden und auch nicht zu bekommen waren. So hatte er etwa die „Maria-Fallsbacher-Messe“ nach Anfrage beim Komponisten Stimme für Stimme abgeschrieben! Maria Sumersberger, die übrigens als Schülerin mit 14 Jahren zum Chor kam, erinnert sich gerne an die „Messe in G-Dur“ von Max Fielke, die damals schon zum Repertoire gehörte und die ihr so gut gefiel, dass sie sich diese Messe zu Ihrer Hochzeit mit Franz – ebenfalls einem langjährigen Chorsänger im Tenor – wünschte. Mit einem gewissen Schmunzeln erinnern sich einige auch an seine relativ abrupten Beendigungen der Chorproben: Man hatte so ½ - ¾ Stunde geprobt und plötzlich hieß es aus dem Munde von Hermann Holzner, dass man für heute genug geprobt hätte und er noch „einen Termin hätte“. Dies kam mit einer gewissen Regelmäßigkeit vor, die viele in Staunen versetzte. Interessanterweise geschah dies immer dann, wenn die Übertragung von Fußballspielen im Fernsehen anstand … woraus wir schließen, dass Hermann Holzner ein begeisterter Fußball-Anhänger war, was ihm bisweilen sogar über die Musik ging. Elisabeth Aigner, eine Chorsängerin, die ebenfalls fast 50 Jahre beim Chor ist, erinnert sich mit einem gewissen Lächeln daran zurück, dass das Singen am 1. Jänner, dem Neujahrstag nach Silvester, halt doch ein etwas „hartes Los“ war … Stets um Weiterbildung bemüht, war Hermann Holzner ein belesener, ein gebildeter Mensch, doch stets mit einer galanten Bescheidenheit. Hohe Kenntnis von Musik- und Kulturgeschichte zeichnen Hermann Holzner aus. Er war ein Mann mit Charakter und Würde, ein aufmerksamer Zuhörer, ein genauer Beobachter. 1995 erhielt er ob seiner Verdienste den Titel „Konsulent für Musikpflege“. Durch seine fast 10jährige Tätigkeit als Obmann des Brucknerbundes Ansfelden hat Hermann Holzner gezeigt, dass ihm der Erhalt und die Verbreitung des Lebenswerks von Anton Bruckner ein besonderes Anliegen waren. Mit großem Interesse beschäftigte er sich mit der Person Anton Bruckners. Er hat sich für das Andenken an Anton Bruckner engagiert und Bruckners kulturelles Erbe in Ehren gehalten: viele Konzerte, Sonderveranstaltungen, die Herausgabe von Publikationen und der Erhalt kultureller Einrichtungen legen Zeugnis davon ab. Damit bist du ein großes Vorbild für Freiwilligentätigkeit und Ehrenamtlichkeit. Übrigens hatte Helene Holzner im neugegründeten Brucknerbund die Funktion der Kassier-Stellvertreterin übernommen. Was ich besonders erstaunlich an Hermann Holzner finde ist seine Aufgeschlossenheit den neuen Medien, dem Computer, ja eben auch dem Internet gegenüber. Einmalig ist seine Bruckner-Homepage (www.anton-bruckner.heim.at), die unter Mithilfe seines Sohnes Hermann Holzner jun. als Webmaster entstand. Sie zählt zu den umfangreichsten und bestens systematisch aufgearbeiteten Internet-Seiten über das Leben Anton Bruckners überhaupt. Fest steht, dass Hermann Holzner heute zu jener kleinen Gruppe von Ansfeldner Bürgern zählt, die sich mit der Person und dem Werk Anton Bruckners mit großem Interesse beschäftigt haben. Diese Beschäftigung ging so weit, dass er viele – übrigens unbezahlte – Tagungen des Oberösterreichischen Brucknerbunds besucht hatte, wo sozusagen die „Bruckner-Fans“ unter sich waren. Vor etwas mehr als 3 Jahren, im Sept. 2008, bei der Festsitzung „20 Jahre Stadtgemeinde Ansfelden“, hatte ich die Ehre, die Laudatio für Hermann Holzner anlässlich der Kulturehrennadelverleihung der Stadtgemeinde Ansfelden zu halten – damals erlebten wir einen körperlich regen und geistig noch unglaublich agilen Hermann Holzner. Er betonte damals, dass er sein Leben lang gerne für die Kirchenmusik und im Brucknerbund gearbeitet habe, aber, so seine Aussage: „Jetzt bin i hoit scho oit“ … Vieles wird uns immer in Erinnerung bleiben: etwa ein Besuch von Chorleiter Wolfgang Mayer und mir bei ihm zuhause anlässlich seines 80ers, seine Leidenschaft für das Video-Filmen, vor allem bei den Chorausflügen, offensichtlich war es ihm wichtig, diese Eindrücke filmisch festzuhalten … Wir haben uns jedes Mal gefreut, wenn er zu unseren Cäcilienfeiern gekommen ist oder bei unseren Ausflügen dabei war – Reisen war ja generell auch eine seiner Leidenschaften. Für viele war er so etwas wie ein väterlicher Freund. Was wir von ihm festhalten, ist die Erinnerung an einen großen Menschen, an einen Chorleiter, dem wir als Gemeinschaft zu ewigem Dank verpflichtet sind. Wir sagen „Danke“ für seinen unermüdlichen Einsatz und seine erfolgreiche Arbeit für die Chormusik unserer Gemeinschaft. Guter Gott, wir danken dir für die gemeinsame Lebenszeit mit Holzner Hermann, diesem kostbaren Menschen. Lieber Hermann, dein Leben war erfüllt von Hingabe zur Musik und zur Chorgemeinschaft. Wir werden uns stets ein Beispiel nehmen an deiner Freude an Musik und uns immer wieder von neuem bewusst machen, dass sich in der Kirchenmusik unser gelebter Glaube ausdrückt. Lieber Hermann, alle aktiven und pensionierten Mitglieder und alle Chorleiter danken dir und wir verneigen uns vor deinem großen Lebenswerk! Dass du nicht mehr bei uns bist, ist ein großer Verlust für unsere Chorgemeinschaft. Der Kirchenchor und der Brucknerbund Ansfelden danken dir für alles, was du getan hast. Danke für deine Zeit – du wirst immer in unseren Köpfen und Herzen einen ganz besonderen Platz behalten! |
||