Übersicht Erste Funde Bronzezeit Hallstattzeit Römerzeit | ||
Erste urkundl. Erwähnung Herrschaftssitze Feb.1934 2.Weltkrieg Hochwasser 02 | ||
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Der Februar 1934 |
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Die Erinnerungen an ein erlebnisreiches Soldatenleben im 1.Weltkrieg führten zu einem „sentimentalen Militarismus“ in allen Lagern. Da gab es zunächst die „Frontkämpfervereinigung“, und dann die „Heimwehr“. Es gab die Arbeiterwehr, die 1924 in den „Republikanischen Schutzbund“ überging. Es gab die „Deutsche Wehr“. Jede Partei hatte also ihre militärische Macht, und damit schwebte schon in den zwanziger Jahren die Gefahr des bewaffneten Kampfes der Parteien gegeneinander über Österreich. Die Bemühungen um eine gerechtere Sozialgesetzgebung stießen in den zwanziger Jahren auf viel Unverständnis, ja böswillige Ablehnung und verschleierte Gesetznivellierung. Auf der anderen Seite riefen zu spitze Klassenkampfformulierungen ein Aufstacheln der Emotionen im niederen Parteivolk hervor, die hinwieder schier unüberbrückbare Barrieren schufen. Eine nur mutwillig herbeigeführte Auseinandersetzung am 23.Jänner 1927 im burgenländischen Schattendorf zwischen Frontkämpfern und dem Schutzbund forderte auf der Seite des Schutzbundes zwei Opfer, einen Mann und ein 8 -jähriges Kind. Der Freispruch der Täter durch ein Geschworenengericht führte zum Justizpalastbrand in Wien. Aus einem ungeheuren Stau von Emotionen aus vielerlei Ursachen machte sich eine tobende Menge Luft. Die sozialdemokratischen Führer waren von ihren eigenen Leuten überrumpelt worden, ihr späterer Versuch, die Massen zu beruhigen, blieb erfolglos. Nur mit Waffengewalt wurde der Feuerwehr der Weg zum brennenden Justizpalast ermöglicht. 90 Tote waren die blutige Ernte. Zu den ohnedies hochgehenden Wogen kam die Wirtschaftskrise mit der hohen Arbeitslosigkeit der dreißiger Jahre mit einem Heer notleidender Menschen, besonders in den Industriegebieten. Die Heimwehr legte sich mit dem Korneuburger Eid vom 18.Mai 1930 auf ein faschistisches Programm fest: Absage an den Parlamentarismus und Ankündigung der Machtergreifung .Mit Bundeskanzler Dollfuß und seiner Anlehnung an Mussolini in Italien fanden diese Bestrebungen ihre Verwirklichung. Am 4.März 1933 legten alle drei Parlamentspräsidenten ihre Funktion zurück. Am 30.März 1933 erfolgte die Auflösung des Republikanischen Schutzbundes. Es begannen die wiederholten Waffensuchaktionen. Am 11.2.1934 sagte der oberösterreichische Landesparteisekretär und Schutzbundführer Richard Bernaschek: „Wir müssen uns wehren, sonst geht es uns so wie in Deutschland. Auf keinen Fall dürfen wir in Österreich ruhmlos und kampflos untergehen.“. Am 12.Februar 1934 erscheinen Polizeieinheiten vor dem „Hotel Schiff“ (Zentralkino). Bernaschek versucht mit dem Landeshauptmann Kontakt aufzunehmen, dieser schreitet nicht ein. Bernaschek wird von den eindringenden Polizisten überwältigt und abgeführt. Er hat aber noch vorher Befehl zum Widerstand geben können. Darum stoßen die Polizisten im Hinterhof auf Widerstand, die Schutzbündler wehren sich mit Gewehrfeuer, Handgranaten und einem Maschinengewehr gegen die eindringende Polizei. Ab 8,45Uhr wird Militär gegen die verschanzten Schutzbündler eingesetzt, es werden sogar Kanonen in Stellung gebracht. Nach heftigem Kampf ergeben sich die 38 Verteidiger des Parteiheimes gegen ca. 12 Uhr. Sie hatten bis zuletzt vergeblich auf Hilfe und Entsatz durch andere Schutzbundeinheiten gewartet. |
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Der 12. Februar 1934 in Ansfelden | ||
In Nettingsdorf hatte sich ein Schutzbündler namens Georg Buttinger, nachdem er vorerst an seiner Türschwelle den Heimatschutzortsgruppenführer Heinrich Pollhammer durch einen Kopfschuß getötet und den Gendarmerie-Rayonsinspektor Julius Sageder durch einen Oberarmschuß schwer verletzt hatte, verbarrikadiert und beschoß aus einer günstigen Position (erster Stock eines allein stehenden Hauses) nach allen Seiten die sich nähernden Sicherheitsorgane.
Die 3 restlichen Gendarmeriebeamten des Postens Nettingsdorf konnten sich, schon mit Rücksicht auf die anbrechende Nacht und weil Buttinger mit mehreren Schusswaffen und Munition gut versehen war, nur auf die Sicherung und Verhinderung der Flucht beschränken. Gegen Mitternacht brachte man 2 Maschinenpistolen und ein schweres Maschinengewehr in Stellung. Sogleich begann ein lebhaftes Feuer gegen das Haus von 2 Seiten, wobei aber die noch im Hause befindlichen 3 Parteien Rücksicht genommen wurde. Da dem Täter auf solche Weise nicht beizukommen war, wurden die im Hause wohnenden Frauen und Kinder auf Leitern unter großen Schwierigkeiten vom ersten Stock von den Gendarmen herausgehoben und zum nächsten Bauernhof gebracht. Dann stiegen einzelne Polizisten durch die Fenster ein, während die anderen von außen sicherten. Auch das Maschinengewehr wurde auf diesem Wege in das 1.Stockwerk gebracht und ließ auf jene Stellen schießen, wo man Buttinger vermutete. Aus den erwiderten Schüssen konnte entnommen werden, dass Buttinger noch lebte und aus einem Zuruf „Kommts herein, ihr feigen Hunde“ wusste man, dass sein Kampfgeist noch sehr rege war. Nunmehr entschloß sich der Stabsrittmeister Dr. Mayr, den Buttinger durch Rauchgase unschädlich zu machen. Er ließ große Strohbündel mit einer langen Stange in die Wohnung des Buttinger schieben und anzünden. Gleichzeitig war die Besitzerin des Hauses Frau Pollhammer, die Gattin des Ermordeten, um die eventuelle Einäscherung des Hauses ersucht worden. Die Feuerwehr wurde ebenfalls verständigt, um den Brand zu löschen. Die Rauchgase waren zwar sehr stark, aber Buttinger war noch immer kampffähig, denn er schoß nach dem in das Wohnungszimmer leuchtenden Postenkommandanten vom Kremsdorf, Revierinspektor Tomann, und traf diesen in die rechte Hand. Nun ließ Dr. Mayr neuerlich Stroh in großen Mengen in das Zimmer schieben und entzünden. Buttinger entleibte sich durch einen Kopfschuß, als die brennenden Dachsparren auf ihn fielen. Wie aus den Gemeindeprotokollen der damaligen Zeit festzustellen ist, gab es mit ganz geringen Ausnahmen in den zwanziger Jahren bis hin zum Jahre 1934 eine gute Zusammenarbeit zwischen den Christlichsozialen und Sozialdemokraten in der Gemeindestube Ansfelden. Die Revolution beendete aber dieses demokratische Leben. Die undemokratischen Methoden Starhembergs und der Regierung Dollfuß, gegen die sich der Kampf richten sollte, fanden nun umso rascher und ungehinderter Eingang in Oberösterreich - und was die Verhaftungen, Verurteilungen und Entlassungen aus den Betrieben anlangte, auch in Ansfelden. |
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Aus der Ansfeldner Chronik von Josef Fuchshuber in gekürzter Form. |
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